Der DHK Flensborg und die SG Flensburg-Handewitt II haben unterschiedliche Herangehensweisen vor dem Derby in der 3. Liga.

Timo Fleth
tif@fla.de

Flensburg. Von einem Abstiegsendspiel vor dem Derby am Freitag ab 20 Uhr zwischen den Handballern des DHK Flensborg und der zweiten Mannschaft der SG Flensburg-Handewitt zu sprechen, wäre sicherlich verfrüht. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Vorletzte auf den Letzten nach 13 Spieltagen in der 3. Liga trifft. Flensborg Avis hat vor dem Spektakel DHK-Trainer Jens Häusler und Michael Jacobsen von der SG Flensburg-Handewitt II zusammengebracht und über Erwartungen, Tabellenstände und Zukunftsvisionen gesprochen.

FLA: Was sind eure Erwartungen für das Aufeinandertreffen im Stadt-Derby?

Jens Häusler (JH): Für uns ist es ganz klar ein Heimspiel und das ist auch schon der einzige Vorteil. Ich glaube, das Derby steht unter sehr besonderen Vorzeichen, weil die Saison für beide Mannschaften nicht so optimal gelaufen ist bisher. Wenn wir auch nicht die gleichen Probleme haben, dann aber zumindest die gleichen Auswirkungen. Für mich ist das eigentlich ein Spiel wie jedes andere. Ich messe diesem Spiel nicht das Non plus ultra zu.
Michael Jacobsen (MJ): Ich bin als Cheftrainer noch Derby-Jungfrau. Aber je länger die Saison läuft, desto besser werden wir werden. Das Derby gegen den DHK wird ein riesen Highlight. Die Halle wird vermutlich rappelvoll. Damit wir das Spiel für uns entscheiden können darf es nicht in einen Derby-Fight ausarten. Wenn wir unser Tempo durchbringen können, dann wird es schwer für den DHK. Wenn der DHK Härte reinbringt dann sieht es schwer für uns aus. Das bringen die zwei unterschiedlichen Spielweisen mit sich.

FLA: Was ist der Unterschied derzeit zwischen den Mannschaften?

JH: Wir kämpfen mit unglaublich vielen Verletzungen. Die Spiele, die wir gemacht haben und die Niederlagen, die wir kassiert haben, spiegeln nicht wieder, mit welchen Schwierigkeiten wir zu kämpfen haben. Ich wollte die Abwehr stabilisieren, nachdem sie bereits im vergangenen Jahr nicht so gut funktioniert hat. Das hat zu Anfang sehr gut funktioniert, aber nach dem sechsten Spiel nicht mehr. Wenn du nicht trainierst kann es eben auch auf dem Spielfeld nicht funktionieren.
MJ: Wir haben im Training nicht das Problem, wie der DHK. Wir arbeiten da schon mit bis zu 18 Spielern vier Mal in der Woche unter voller Intensität. Wir sind mit der Entscheidung, eine große Gruppe mit A-Jugend und zweiter Männermannschaft zu machen, um über das gesamte Jahr Vollgas geben zu können, sehr zufrieden.

FLA: Wie sehr bereitet der Tabellenstand euch schlaflose Nächte?

JH: Der Tabellenstand bereitet mir derzeit noch keine schlaflosen Nächte. Natürlich ist es leicht das zu sagen und natürlich will auch keiner absteigen. Das ist ein Makel, den keiner haben möchte. Aber man muss auch genau reflektieren um was es sich handelt. Wir könnten auch irgendjemanden für teures Geld holen und uns überschulden. Das wollen wir aber nicht. Wir würden, wenn es dann so wäre, lieber mit einem klaren Charakter in die Oberliga gehen, als jetzt irgendwelche Harakiri-Sachen zu machen. Aber das sind die Eventualitäten, arbeiten tun wir im Hier und Jetzt und dort wird unsere Situation besser, was für mich der Silberstreif am Horizont ist und mich denken lässt, dass es alles auch noch gut geht.
MJ: Auch bei uns gibt es auf Grund des Tabellenstandes keine schlaflosen Nächte. Wir hätten gerne zwei bis vier Punkte mehr gehabt, aber der Abstieg ist bei uns noch überhaupt kein Thema. Als Däne in Deutschland habe ich gelernt, dass Veränderungen erstmal schlecht sind, wir müssen natürlich beweisen, dass die Veränderungen zurecht gemacht wurden. Das Ziel ist auch, dass wir wieder eine A-Jugend entwickeln, die um die deutsche Meisterschaft mitspielt, die gleichzeitig dafür sorgt, dass die zweite Mannschaft auch in der 3. Liga überlebt.

FLA: Was unterscheidet die Mannschaften in ihrer grundsätzlichen Ausrichtung?

MJ: Für uns war es der richtige Schritt uns von der Mannschaft her so aufzustellen, wie wir es jetzt mit den ganzen jungen Spielern gemacht haben. Vielleicht kam das jetzt ein Jahr zu früh und wir hätten noch bessere Spieler haben müssen. Allerdings schaffst du es mit vielen Spielern im mittleren Alter nur schwer, so ein intensives Trainingsumfeld aufzubauen, wie wir es jetzt haben.
Die Ausrichtung des DHK ist für uns und unsere Philosophie nicht das Richtige. Für den DHK passt die Ausrichtung. Das ist eine erste Mannschaft, dort zählt auch das Team, wobei wir im Grunde eine Ausbildungsinstitution sind.
JH: Wir haben eine ganz andere Struktur als die SG. Die Mannschaften sind in sofern nicht zu vergleichen, aber auch wir haben einen Umbruch hinter uns gebracht.

FLA: Auf was müsst ihr beim Gegner besonders achten?

MJ: Die Körperlichkeit. Wir dürfen uns nicht die ganze Zeit im Angriff in Zweikämpfe verwickeln lassen. Allerdings müssen wir in der Abwehr sehr viel in Zweikämpfe investieren, um auch die fehlende Physis zu kompensieren. Auf der anderen Seite sehe ich auch einen DHK, der aufgrund des derzeitigen körperlichen Zustandes nicht in der Lage ist, so schnell zu spielen wie wir. Das ist unsere Chance Druck aufzubauen und es muss unser Ziel sein den DHK ins Laufen zu bekommen.
JH: Ein schönes Schachspiel, da wird es spannend sein zu sehen, welche Figuren es mitmachen und welche schlussendlich vom Brett fallen.

FLA: Was würdet ihr euch an Möglichkeiten die euer Gegenüber hat, wünschen?

JH: Ich würde mir die Trainingsbedingungen wünschen.
MJ: Ich würde mir den Hype, den Zuschauerzuspruch und die Stimmung in der Halle wünschen. Das haben wir als zweite Mannschaft nicht bei uns und können es auch nicht erwarten. Der DHK hat sich seine eigene Identität aufgebaut. Was Peter Stotz und Tim Blohme (DHK-Geschäftsführer/Red.) da auf die Beine gestellt haben, ist beeindruckend.
JH: Wir sind sehr glücklich über den Zuspruch, den wir bekommen. Die Leistung spiegelt ja nicht annähernd das wieder, was uns das Publikum gerade gibt. Die wissen auch um was es geht. Das wird eine schöne, laute Halle. Ich freue mich drauf.

FLA: Wie sind die Planungen und Visionen für die laufende Spielzeit und danach?

JH: Ich glaube die Visionen sind bei uns beiden gleich – die Abstiegsränge verlassen. Wir haben einen sehr großen Umbruch hinter uns gebracht, bei dem wir sehr viele erfahrene Stammkräfte mit viel Qualität verloren haben. Wir wollen jetzt versuchen wieder in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Wir wollen die Klasse halten und uns auf Sicht mit den jungen Spielern etablieren
MJ: Wir haben das Ziel den Abstieg zu vermeiden. Das wird in der kommenden Saison genauso unser Ziel sein. Das ist ein Balanceakt, wie jung können wir sein, um den Klassenerhalt noch zu schaffen. Wir haben auch die Überlegung ob wir noch nachrüsten. Entschieden ist das noch nicht, das werden die letzten vier Spiele vor der Pause zeigen.