DHK im Wechselbad der Gefühle
DHK Flensborg – HSG Eider/Harde 30:30 (15:15)
Der DHK Flensborg hat am Freitagabend einen wichtigen Zähler im Ringen um den Klassenerhalt in der 3. Liga Nord-Ost geholt. Das mit Spannung erwartete Derby gegen die HSG Eider/Harde endete nach sechzig umkämpften Minuten mit einem insgesamt gerechten 30:30 (15:15) Remis. Nach der 30:31 Hinspielniederlage, als Thilo Knutzen nach klarem Sechs-Tore-Rückstand mit dem letzten Wurf den Ausgleich verpasste, war die Partie in Idraetshallen ein Duell auf Augenhöhe. Dabei erwischte das Team von Magnus Frisk Jensen ein Wechselbad der Gefühle. Den Gäste, die von den ehemaligen DHK-Spieler Matthias Hinrichsen und Sjören Tölle trainiert werden, erging es aber nicht anders.
Erste Phase der ersten Halbzeit mit Torarmut
Von Anpfiff an entwickelte sich das erwartet umkämpftes Derby. Dabei waren Tore zunächst Mangelware. Nach acht Minuten lag unser DHK mit 2:1 in Front. Doch danach fanden die Gäste mehr Zugriff auf das Spiel. Angeführt vom ganz stark aufspielenden Vollstrecker Sören Hartwich, dem sechs Treffer im ersten Durchgang gelangen, kam die HSG ihrerseits zu ersten Führungen. Sie nutzten einige technische Fehler unserer Mannschaft um sich Mitte des ersten Durchgangs mit 6:8 ein kleines bisschen abzusetzen. Dabei musste unsere Mannschaft nach Hinausstellungen gegen Maui und Ole zweimal in Unterzahl agieren. Das Schiedsrichtergespann Stefan Hermschröder und Mark Moch erntete auf beiden Seiten und auch beim Publikum für ihre Entscheidungen oftmals mehr als nur ein Kopfschütteln. Denn trotz der Derby-Intensität war die Partie der sich beiden bestens kennenden Mannschaften sehr fair. Doch unser DHK steckte die Zwei-Minuten-Strafen als aufopferungsvoll kämpfendes Kollektiv weg. Vor allem unser überragender Shooter Philipp Schulte hielt seine Teamkameraden im Spiel. Schulle setzte auf seiner halblinken Rückraumposition Akzente und erzielte in den ersten dreißig Minuten ebenfalls sechs Tore. Kurz vor der Pausensirene warf er sogar zur 15:14 Führung des DHK ein, der aber noch den 15.15 Ausgleich durch Jannis-Luca Schneider kassierte. So ging es Pari in die Kabinen.
Zweite Halbzeit beginnt für den DHK denkbar schlecht
Auch nach dem Wechsel ging es zunächst hin und her. Nach dem 18:18 durch Schulle (36.), kam dann eine schwierige Phase für unser Team. Denn Thilo kassierte für ein Foul gegen Sören Hartwich glatt die rote Karte. Eine sehr harte Entscheidung. Der Tenor in der Halle war, dass es eine Zwei-Minuten-Strafe auch getan hätte. Unsere Mannschaft brauchte zunächst einige Zeit, um das Ausscheiden ihres Leistungsträgers zu verkraften. Jarno Mumm, Hartwich und Georg Rohwer warfen mit dem 18:21 eine Drei-Tore-Führung zugunsten der HSG Eider/Harde heraus (39.). Der größte Vorsprung, den eine Mannschaft während der Partie zunächst inne hatte. Magnus zog die Notbremse und nahm eine Auszeit. Er schwor unser Team noch einmal ein. Und es klappte. Schulle erzielte das 19:21, danach steckte unser DHK eine weitere Zwei-Minuten-Strafe gegen Mats Schlott weg. Jaris traf zum 20:21, in Unterzahl fiel das 20:22 durch Thore Heinemann. Doch danach ließ der DHK neun Minuten und 50 Sekunden keinen Gegentreffer zu. Und das, obwohl Schlotti erneut eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam, die höchst umstritten war. Nun gab ein Akteur sein Comeback, der den mit Schlotti, Maui (je zwei Zeitstrafen) und Ole (eine Zeitstrafe) sehr „vorbestraften“ Abwehrinnenblock entlasten sollte. Tjark Desler. Und unser Routinier ackerte gemeinsam mit seinen Nebenleuten in der Defensive. Nach dem 21:22 übernahm Jaris viel Verantwortung im Angriff und brachte unsere Mannschaft durch vier Treffer in Folge mit 25:22 in Führung.
Turbulente Schlussphase reißt die Fans von den Sitzen
Achteinhalb Minuten Spielzeit zeigte die Uhr in Idraetshallen noch an. Die Wende schien mehr als möglich. Doch die HSG Eider/Harde versuchte sich zurückzukämpfen. Doch zunächst hielt vor allem unser Spielmacher Daniel Wuzella, der nach der Partie seine Vertragsverlängerung für zwei weitere Jahre beim DHK bekannt gab, die Gäste durch tolle Aktionen auf Distanz. Er erzielte das wichtige 26:23 und 27:24 und leitete das 28:24 durch Schulle mit ein. Jaris verwandelte viereinhalb Minuten vor Ultimo einen Siebenmeter zum 29:25. Doch nachdem Jannis-Luca Schneider zwölf Sekunden später einen Wurf zum 29:26 ins DHK-Gehäuse „schweißte“, hatte unser Angriff zwei unglückliche Aktionen. Ein ausbleibender Pfiff für einen Freiwurf zugunsten unserer Mannschaft nach einem sogenannten Stockfoul und ein Pass statt nach Rechtsaußen ins Seitenaus sorgten für den zu schnellen Anschluss der Gäste zum 29:28. Jaris erzielte das 30:28, doch danach bekam unsere Mannschaft eine weitere Zeitstrafe aufgebrummt. Und die Gäste verlagerten ihr Spiel auf die Linksaußenposition. Von dort war Jarno Mumm zweimal erfolgreich und stellte beim 30:30 somit wieder auf Unentschieden. Unsere Mannschaft bekam im Gegenangriff einen Siebenmeter zugesprochen, den Jaris aber neben den linken Torwinkel setzte. So kam die HSG Eider/Harde noch einmal in Ballbesitz, doch Mumm traf bei seinem Abschluss in den Wurfkreis. So blieb es beim 30:30 im Wechselbad der Gefühle und der über sechzig Minuten gerechten Punkteteilung. Jörn Saemann
DHK Flensburg: Schmitt (6 Paraden), Hauenstein (7/1 Paraden) – Stefan Wuzella, Zakrzewski, Daniel Wuzella (4), Czertowicz, Witte, Desler, Schlott (1), Adam, Tobeler (9/1), Knutzen (4/2), Mau (3), Thal, Möller, Schulte (9).
HSG Eider/Harde: Schmidt (13 Paraden), Haack – Glumm, Jannik Oettershagen (1), Hamann (1/1), Hartwich (9), Heinemann (4), Dau, Schneider (5), Kock, Fülbier, Hendrik Oettershagen (1), Mumm (4/1), Deleske (1), Heckel (1), Rohwer (3).
Schiedsrichter: Hermschröder/Moch
Zuschauer: 665
Stimmen zum Spiel:
Eider/Harde-Trainer Matthias „Matze“ Hinrichsen (ehemaliger DHK-Spieler)
Nach dem Spielverlauf müssen wir mit dem Unentschieden zufrieden sein. Nach zwölf Minuten hatten wir nur drei Tore geworfen und keine Struktur. Wir hatten Probleme und keinen Spielfluss. In der Abwehr haben wir das gemacht, was wir uns vorgenommen haben und wollten die Rückraumschützen vom DHK werfen lassen. Das war eigentlich gut, doch wir haben da etwas zu viele durchgelassen. Das ist aber kein Vorwurf an die Torhüter. In der zweiten Halbzeit haben wir den DHK dann am Haken, treffen aber in Überzahl zweimal nur den Pfosten. Das hat uns etwas aus dem Spiel gebracht. Nach hinten raus bin ich aber stolz, wie wir mit unserer offensiven Abwehr Ballgewinne bekommen und den DHK aus dem Konzept gebracht haben. Wir haben jetzt 25 Punkte und sind wohl weiter in der 3. Liga. Wir werden in unseren Spielen gegen Oranienburg, Burgenland und Ostsee alles geben wollen gewinnen und helfen, dass der DHK in der 3. Liga bleibt. Das ist für mich aus alter Verbundenheit hier zum DHK schon wichtig.
Magnus:
Es ist gerade schwer zu sagen, ob es ein Punktgewinn ist. Aber jeder Punkt ist in dieser Liga sehr wichtig. Doch wir führen sechs Minuten vor Schluss mit vier Toren, bekommen eine Zeitstrafe und kassieren durch zwei Ballverluste zwei schnelle Gegentore. Ein Punkte gegen die sehr starke HSG Eider/Harde ist ja sehr gut. Aber wir machen gerade eine so starke Entwicklung und vor der tollen Kulisse tut es gerade weh, dass wir uns am Ende nicht belohnen. Vor allem tut mir die Mannschaft dann leid. Auch das Zeitstrafenverhältnis von acht zu drei gegen uns ist ein Faktor im Spiel gewesen. Deshalb bin ich auch stolz auf die Mannschaft, dass sie so eine Leistung gezeigt hat.
Daniel:
Ich möchte mich erst einmal im Namen der ganzen Mannschaft für die tolle Stimmung bedanken. Es macht immer wieder Spaß hier zu spielen. Ich werde meinen Vertrag um zwei Jahre verlängern. Heute habe ich zu Thilo gesagt, dass ich vor dem Spiel, dem Derby, noch nervöser war. Aber wir können geilen Handball spielen und das haben wir heute gezeigt. In der ersten Halbzeit nehme ich einige nicht so gute Aktionen auf meine Kappe, da hätte ich das Spiel besser steuern müssen. Aber der Punkt ist unfassbar wichtig für uns.
Schlotti:
Ich freue mich, dass ich nach meiner langen Verletzung wieder dabei bin. Es wird von Woche zu Woche besser, dass merke ich richtig. Beide Zeitstrafen für mich waren ärgerlich, eine davon auch unverständlich. Bei mir klappt es in der Abwehr immer besser, in Cottbus hat es mit Maui im Innenblock schon wieder richtig gut geklappt. Es macht Spaß, dort mit ihm zu spielen. In der Abwehr werde ich auch mehr eingesetzt, dass ist meine Hauptaufgabe. Am Kreis soll ich bei Bedarf für Entlastung sorgen, da sind wir im Angriffsspiel aber sehr gut besetzt. Ich will in der Abwehr helfen, Ansagen machen und meine Mitspieler nach links und rechts schieben. Heute haben im Tor in der ersten Halbzeit Haui und in der zweiten Halbzeit Ben und sehr geholfen. Und nach der roten Karte gegen Thilo, haben im Angriff neben Schulle, Jaris und Daniel ganz viel Verantwortung übernommen und ein tolles Spiel gemacht.
Foto: Große Rolle in Abwehr und Angriff mit erst 20 Jahren – Daniel Wuzella (Foto: SPEEDPhotos.de)