Bild: DHK gegen Rostock war ein temporeiches und packendes Duell. (Foto: Sven Geißler)

Mit einem 30:24-Erfolg gegen den HC Empor Rostock hat der DHK Flensborg zwei wichtige Zähler im Kampf um den Klassenerhalt geholt. Auf der Pressekonferenz kam es zum Eklat.

Flensburg. Es war ein hitziges Duell. Auf dem Parkett des Drittliga-Spiels schenkten sich die Kontrahenten vom DHK Flensborg und HC Empor Rostock nichts. Und auch nach dem Spiel ging es noch heiß her. Auf der Pressekonferenz folgte ein verbaler Schlagabtausch. Beide Duelle gingen an den DHK. Sportlich hieß es 30:24 (14:15) für die Hausherren und im Wortgefecht war DHK-Coach Torben Walluks klarer Punktsieger.
»In der zweiten Halbzeit hat der DHK das gemacht was er am besten kann. Sich hinten reingestellt und geprügelt bis zum Ende«, sagte HCE-Coach Till Wiechers. Es gab heftige Unmuts-Äußerungen aus dem Publikum. Darauf hin sagte er grinsend: »Widersprecht ihr mir? Es ist doch nichts Negatives«. Er bekam wieder Gegenwind, schließlich waren die anwesenden Gäste fast alles DHK-Anhänger. Wiechers setzte noch einen drauf und fuhr fort: »Ich würde sogar behaupten, ihr sagt in der Kabine an: wir wollen heute prügeln, das macht man doch so. Es war eindeutig zu sehen das jede Eins-gegen-Eins-Situation bei André (Meuser/Red.) und Robin (Breitenfeldt/Red.) auf den Körper gingen, den Kopf und den Hals. Leider gab es dafür keine Zeitstrafen und so konnten sie das bis zum Ende durchziehen. Nur im letzten Angriff hat Malte (Jessen/Red.) eine Zeitstrafe für ein Foul bekommen, dass er vorher schon zehn Mal gemacht hat.« DHK-Coach Walluks erwiderte: »Ich kann verstehen, dass Till das Spiel komplett anders sieht, aber ich möchte eins sagen: Wenn du behauptest, dass so eine Ansage in der Kabine kommt muss ich das bei weitem zurückweisen. Es ist schade, dass du nicht die Größe hast die schlechte Leistung in der zweiten Halbzeit zu akzeptieren.«

Die Entschuldigung

Der DHK-Trainer hatte sich direkt davor bei Empor für die Auszeit, die er unnötigerweise 20 Sekunden vor Spielende beim Stand von 29:24 genommen hatte, entschuldigt. »Ich möchte mich für die Auszeit entschuldigen. Wenn es so angekommen ist, dass es despektierlich war, so sollte das nicht der Fall sein. Wir haben ein Agreement mit unseren Cheerleadern, die in der letzten Saison etwas zu kurz gekommen sind, hart trainieren und die haben mich immer mal gebeten, ob ich, wenn die Möglichkeit da ist, dass ich eine Auszeit nehme«, so Walluks und weiter: »Es sollte aber nicht despektierlich sein. Ich weiß, dass es so ankommt, gerade nach der Niederlage und ich kann mich nur in aller Form bei Empor Rostock entschuldigen.« Bis zu der besagten Auszeit hatten beide Seiten ein packendes Spiel hingelegt. Die Teams setzten von Beginn an auf aggressive Abwehrarbeit. Zunächst mit größerem Erfolg für die Gäste, die mit 9:5 (16.) in Führung gingen. Vor allem Linkshänder André Meuser war kaum zu halten. Der DHK wechselte im Tor. Paul Weidner kam für Jasper Basenau und nach einem blitzschnellen 3:0-Lauf hieß es plötzlich nur noch 8:9 (18.). Mit einem Treffer war das SdU-Team auch noch zur Pause hinten. Nach dem Seitenwechsel kam der DHK besser aus den Startlöchern. Ab dem 16:15 (33.) wurde der Vorsprung kontinuierlich ausgebaut. Am Ende feierte der DHK zwei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Die Flensburger haben nun sechs Zähler Vorsprung auf die Gefahrenzone. Rostock weiterhin einen. »Wir haben in der zweiten Halbzeit dank einer überragenden Abwehrarbeit und einem überragenden Paul im Tor auf richtig gutem Niveau nach vorne gespielt und am Ende auch hochverdient gewonnen«, sagte André Lohrbach. Mit acht Toren war der Linksaußen des DHK bester Torschütze der Partie. Mit seinem Zitat brachte er das Geschehene trefflich auf den Punkt. Unnötige Auszeit und Prügelvorwürfe hin oder her, der DHK war an diesem Tag besser als Empor.

Ruwen Möller

Statistik

DHK Flensborg: Weidner, Basenau, Muus Meyer – Zakrzewski 2, Jessen 1, Lohrbach 8/2, Worm 2, Jochimsen 3, Timm 3, Ejmar, Tölle 6, Desler 4
HC Empor Rostock: L. Mehler, Jöhnck – Meuser 7, Witte, Iliopoulos, Schramm, D. Mehler, Völzke, Höwt 6/3, Prüter 1, Haasmann, Mehrkens 2, Breitenfeldt 4, Porath 3
Zuschauer: 613
Schiedsrichter: Marcus Dodt/Benjamin Klappauf
Siebenmeter: 2/2:3/3
Zeitstrafen: 3:5 (Zakrzewski, Jessen, Tölle – Meuser 3, Witte, Prüter)
Rote Karte: Meuser (dritte Hinausstellung)

Kommentar

Vorweg: Dass Torben Walluks bei einer Fünf-Tore-Führung 20 Sekunden vor Spielende eine Auszeit nimmt, geht gar nicht. Ein ungeschriebenes Handball-Gesetz sagt: so etwas macht man nicht. Der DHK-Coach weiß das. Er hat es dennoch getan, seinen Fehler allerdings sofort eingesehen. Seine Erklärung, er wollte den Cheerleadern noch einmal Zeit für eine Auftritt geben, nehme ich ihm nicht ab. Selbst wenn es Absprachen mit den Chearleadern gibt, es geht um Handball und hier hätte Walluks dem Gegner sportlich respektvoller gegenüber treten müssen. Er hat sich dafür aber entschuldigt und somit Größe sowie Sportsgeist bewiesen.
Till Wiechers hat das nicht getan. Ganz im Gegenteil. Der Trainer von Rostock ließ jegliche Reife vermissen. Seine Kritik am DHK richtete sich gar nicht gegen die Auszeit, die in der Schussminute und nach Spielende für hitzige Diskussionen zwischen allen Beteiligten gesorgt hatte. Wiechers griff den DHK verbal an und warf ihm vor, dass dieser absichtlich prügeln würde. Nach der sportliche Niederlage muss sich Wiechers den Vorwurf gefallen lassen, ein schlechter Verlierer zu sein. Seine Äußerung war auch eine verbale Pleite.
Härte liegt im Handball immer im Auge des Betrachters und muss – wenn – über die Schiedsrichter reguliert werden. Kritik an den Unparteiischen gab es jedoch nur minimal. Stattdessen war auf der Pressekonferenz deutlich zu spüren, wie angefressen der Empor-Trainer über die Niederlage war. Sein eigenes Team nahm er dennoch in Schutz und verschaffte der Mannschaft so ein Alibi für eine insgesamt schwache Leistung. Es war auch offensichtlich, dass noch viel SG Flensburg-Handewitt-Blut bei Wiechers vorhanden ist und der DHK wie für viele bei der Spielgemeinschaft anscheinend ein rotes Tuch ist. Zudem scheint Wiechers auf Grund der sportlich präkeren Situation im Abstiegskampf extrem unter Druck zu stehen. Er ist auch Mentaltrainer und als solcher hätte er sich nicht zu diesen Aussagen hinreißen lassen dürfen, sondern die Pleite wie ein Sportsmann akzeptieren sollen. Nachfragen ging nicht, denn Wiechers verließ die Pressekonferenz vorzeitig und trat damit den allerletzten Funken Respekt gegenüber dem Gegner endgültig mit Füßen. Wiechers hat in der Situation scheinbar vergessen, dass er den Verein HC Empor Rostock repräsentiert. Seine One-Man-Show war schlechter Stil und muss die Verantwortlichen beim Traditionsverein mindestens nachdenklich stimmen. So ein Auftritt geht gar nicht und ist nicht zu entschuldigen. Dennoch sollte Wiechers sein peinliches Benehmen noch entschuldigen, dann würde auch er noch jene Größe beweisen, die ich ihm bis hierhin absprechen muss. (Ruwen Möller)