Der DHK Flensborg belohnt sich bei 23:23-Remis im Derby bei der SG Flensburg-Handewitt für großen Willen.


Flensburg. Am Ende waren es nur noch vier. Mit aller Macht stemmten sich Sjören Tölle, Jeppe Bruhn, Ole Zakrzewski und Torwart Andreas Meyer Ejlersen vier lange und bange Sekunden gegen die anrennenden Rivalen. Dann war es geschafft und die zuletzt leidgeprüften DHK-Handballer tanzten ausgelassen vor Freude und Erleichterung.

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DHK-Coach Matthias Hahn erlebte ein Wechselbad der Gefühle.

 

»Endlich, ich bin einfach nur froh«, sagte DHK-Linksaußen Timo Brüne nach dem 23:23 (11:11)-Remis seiner Drittliga-Handballer am »Tag der Youngsters« gegen die SG Flensburg-Handewitt II. Welch eine Dramatik, nach einem über weite Strecken dürftigen Spiel, das auch die rund 3000 Zuschauer in der Flens-Arena kaum von den Sitzen riss. Die Schlussphase entschädigte jedoch für alles. In einer Schlussphase, in der der DHK (zuletzt fünf Niederlagen am Stück) aufgrund von Zeitstrafen für zunächst Lasse Worm, dann Timo Brüne und schließlich auch noch Trainer Matthias Hahn immer weniger wurde, rettete ein Unterhand-Wurf von Sjören Tölle das SdU-Team, das längst weg vom Fenster gewesen wäre, wenn Jarno Mumm rund 30 Sekunden vor Ende seinen Heber von links ins Tor und nicht an die Latte gesetzt hätte.

Trotz des schwer erkämpften Remis war bei Matthias Hahn keine Begeisterung zu spüren. Nachdenklich schaute er drein, der Trainer des DHK, und versuchte das Geschehene zu erklären, zu begreifen und einzuordnen. »Vielleicht war es ein gewonnener Punkt in der Phase, in der wir stecken und nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen. Hut ab vor der Moral meiner Mannschaft. Selbst mit drei Toren hinten hat sie alles versucht und sich mit einem Punkt belohnt«, sagte der ehemalige Weltklasse- Kreisläufer.

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SG II-Coach Till Wiechers.

 

Wiechers »stinksauer«

Wenige Meter neben ihm stand Till Wiechers bei der Pressekonferenz. Und der Coach der SG II war sichtlich bedient. »Wir müssen diese zwei Punkte holen. Die Endphase war sehr unglücklich. Aber das war nun schon das zweite Mal in Folge. Wir haben eine junge Mannschaft, ja. Das darf auch ein Mal passieren. Aber wir sind zwei Minuten in Überzahl und werfen dann aus so einem Winkel – ich bin stinksauer«, sagte Wiechers.

Die Hausherren von der SG kamen in dieser Partie besser aus den Startlöchern. Nach einem extrem torarmen Beginn führte die SG II nach zehn Minuten mit 3:1. Der DHK, bei dem Lasse Worm, Jannes Timm und Lasse Johannsen (und somit kein Linkshänder) im Rückraum begannen, fanden kein wirkliches Mittel gegen die SG-Abwehr. Gegen Mitte der ersten Halbzeit baute Hahn um, u.a. kam Linkshänder Marc Blockus ins Spiel, der jedoch kaum Gefahr ausstrahlte und momentan weit unter Bestform spielt. Die Führung wechselte dann und mit 11:11 ging es in die Pause.

Nach dem Wechsel Oberwasser für den DHK, der nach fünf Niederlagen in Serie die Wende schaffen wollte. Das sah man, das spürte man. Es sollte Schluss sein mit dem Verlieren. Spätestens als Ole Zakrzewski (15:12) und der starke Spielmacher Lasse Worm (16:13) die DHK-Führung auf drei Tore ausbauten, sah es rosig aus – erst Recht, weil der in der zweiten Halbzeit eingewechselte Torwart Andreas Meyer Ejlersen einen guten Tag hatte und die Bälle hielt.

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SG-Fans stärkten ihr Team.

 

Doch das Spiel kippte.

Den DHK verließen Konsequenz, Glück und Übersicht, und als Jarno Mumm acht Minuten vor Schluss zum 19:17 für die Spielgemeinschaft traf, sah es düster aus für die Hahn-Truppe. Gut fünf Minuten vor Schlus machte Simon Hennig das 22:19. Die Wiechers-Schützlinge aber bekamen ausgerechnet an diesem Abend den Sack nicht zu – und der DHK freute sich nach einem absoluten Willensakt in der Schlussphase.

»Am Ende war es reiner Kampf. Vielleicht waren wir einfach Mal wieder dran, Glück zu haben«, sagte Timo Brüne, der die Niederlagenserie gründlich satt hatte. »Das nervt tierisch«, sagte er. Auch sein Mannschaftskollege Ole Zakrzewski war erleichtert. »Wenn der Heber von Linksaußen reingeht ist das Ding durch. Stattdessen geht der Wurf von Tölle durch die Beine«, machte auch Zakrzewski viel Glück aus. Trotz der Freude über diesen Punkt, nimmt der Rückraum-Mann mit der »3« auf dem Rücken die Tabellensituation (17:25 Punkte) sehr ernst. »Ich habe Abstiegskampf noch nie erlebt. Wir sollten sehr deutlich sagen, dass wir uns im Abstiegskampf befinden. Das belastet mich schon«, sagte Ole Zakrzewski. »Wir waren lange sehr erfolgsverwöhnt. Nun müssen wir uns gegenseitig unterstützen und die Erfahrenen Verantwortung übernehmen – dann kommen wir da raus.«

Marc Reese

Flensborg Avis

SG II: Jöhnck, Lübker – Kohnagel, Steditmann 8, Witte 4, Krüger

3/1, Dibbert 1, Simons, Runow 1, Hennig 5/3, Asmussen,

Rohwer, Mumm 1, Louwers.

DHK: Peters, Ejlersen – Zakrzewski 6, Jessen, Brüne 2, Worm

6, Wickert-Grossmann 3, Timm, Johannsen, Bruhn 5/2, Tölle

1, Blockus.

Siebenmeter: 5/4:3/2

Zeitstrafen: 3:5

Zuschauer: 3146